mit Theresa Hattinger (TheHat) und Matthäus Bär
Es wird zu einer Ausstellung am Nordwestbahnhof sowie zu vier performativen Exkursionen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln, multikonfessionellen Prozessionsgeräten und Pop-Up Ausstellungen geladen. In diesen werden verschiedene fischrelevante „Stationen“ der Stadt Wien kommentiert und befragt: die ehemaligen Lebensräume der Wiener Fische in Donaukanal und Donau, Fischerei-Reviere und -Vereine, historische Fisch-Märkte, Fisch-Fabriken, Fisch-Händler und -Lokale, und schließlich auch eiskalte Fisch-Großhandelslager und Fischfriedhöfe an den Peripherien der Stadt. Auf diese Weise werden Aspekte der baulichen, sozialen und kulturellen Transformation der Stadt anhand von Orten des Fisch-Fangs, -Handels und dessen Verarbeitung reflektiert.
Mit Gastbeiträgen von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Expert*innen des Alltags.
MUSEUM Nordwestbahnhof
Die Ausstellung ist jeden Donnerstag von 15 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung kostenlos zu besichtigen. Bitte beachten Sie die aktuell geltenden Covid-Vorschriften.
Geöffnet vom 20. Juni bis 30. Oktober 2020 sowie vom 17. Juni bis 30. Juli 2021.
Nordwestbahnstraße 16 A, 1200 Wien (ehemalige Bahnbus-Leitstelle)
Erreichbarkeit: U6 (Dresdnerstraße); Straßenbahn 5 (Rauscherstraße); Bus 5A (Brigittagasse)
Perceptual Grounds / Fischgeschichten
Das Areal des Wiener Nordwestbahnhofs wird in naher Zukunft einem riesigen Stadtentwicklungsgebiet für 14.500 Bewohner*innnen weichen. Vor dem endgültigen Abbruch versucht das Museum vor Ort die wechselvolle(n) Geschichte(n) dieses letzten innenstadtnahen Güterumschlagplatzes von 1872 bis zur Gegenwart mit interdisziplinären, künstlerischen und ethnografischen Methoden zu dokumentieren: Sowohl in den Projektionen der Rauminstallation »Perceptual Grounds« von Joanna Pianka und Veronika Suschnig im Inneren des Museums, als auch in den Interventionen im Freiraum, den »Fischgeschichten« von Tracing Spaces, wird ein urbaner Arbeits- und Lebensraum in Erinnerung gerufen, der trotz seiner Größe und Bedeutung bislang nahezu unbekannt geblieben bzw. in Vergessenheit geraten ist.
2. Abteilung für Stadtgeschichte – Excavations from the darkest past - Ab 3. August ganztägig zu sehen
In einer mehrteiligen Intervention am Rande des Nordwestbahnhof-Areals wird auf ein an diesem Ort kulminierendes Paradoxon der Geschichte der Wiener Juden und Jüdinnen hingewiesen: Für die Dreharbeiten des Kino-Films „Die Stadt ohne Juden“ wurde das Kopfbahnhofsgebäude 1924 als Filmstudio und -set adaptiert, um hier die fiktive Deportation von Wiener Jüdinnen und Juden zu drehen. Die Deportation in diesem Film war allerdings noch als eine vorübergehende gedacht. Am Ende des Filmes dürfen die Wiener Jüdinnen und Juden unversehrt in ihre Stadt zurückkehren.
Nur wenige Jahre später, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland 1938, wurde dieselbe Bahnhofshalle zum Standort der rassistischen NS-Propaganda-Ausstellung „Der Ewige Jude“. Diese hätte auch an einem prominenteren Ort in zentralerer Lage gezeigt werden können. Doch perfider Weise wurde dazu gezielt eine Halle im zweiten Bezirk gewählt. Dieser Stadtteil wies damals die höchste Bevölkerungsdichte von Jüdinnen und Juden auf. Besucherinnen und Besucher, die sich die Ausstellung ansehen wollten oder mussten, reisten mit der Strassenbahn durch diesen Stadtteil an und nach der verhetzenden Wirkung der Ausstellung wieder durch denselben Stadtteil ab – mit Blick auf die Bevölkerungsgruppe, die – im Film wie in der NS-Propaganda – für alles Übel verantwortlich gemacht wurde.
Ergänzend thematisiert das Projekt die Geschichte zu mehreren Phasen von Einlagerungen sowie Transporten der Habseligkeiten und Gütern von ab 1938 fliehenden Juden und Jüdinnen bezogen auf den Bahnhof (bspw. über Hamburg in die USA und in den 1970ern von Russland über Wien nach Israel).
Allgemeines
Ab Juni 2020 ergänzen Interventionen im öffentlichen Raum das Museum der Geschichte des Nordwestbahnhofs in Form von fiktiven Unterabteilungen: Die Abteilung für Community Outreach verknüpft im Projekt "Wien. Fisch Geschichte(n)", über eine Serie von performativen Stadtspaziergängen, das Stadtentwicklungsgebiet historisch/ thematisch wie geographisch mit „fischrelevanten“ Orten Wiens. Die Abteilung für Stadtgeschichte weist über eine zweiteilige Intervention am Bahnhofsareal auf ein an diesem Ort kulminierendes Paradoxon in Bezug auf die Geschichte der Wiener Juden und Jüdinnen hin.
Seit Sommer 2015 betreibt der Verein Tracing Spaces einen Projektraum am Nordwestbahnhof, dem letzten innerstädtischen Logistikknoten Wiens. Eingebettet in das soziale Milieu der Logistiklandschaft wurde und wird sukzessive eine mehrschichtige multimediale Kartografie der Migrations- und Mobilitäts-Erfahrungen von hier tätigen Akteuren erstellt.
Fish Story (bis 30.07.21): Nordwestbahnstraße 16 A, 1200 Wien
Excavations (ab 03.08.21): Eingang auf gegenüberliegender Straßenseite vom Haus Nordwestbahnstraße 11, 1020 Wien
Teilnehmende Künstler*innen:
Tracing Spaces - Michael Hieslmair und Michael Zinganel
Michael Hieslmair * 1974 Linz (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT)
Michael Zinganel * 1960 Bad Radkersburg (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT)
Theresa Hattinger * 1989 Salzburg (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT)
Matthäus Bär * 1989 Graz, (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT)
Joanna Pianka * 1983 Wien, lebt und arbeitet in Wien und Warschau (PL)
Veronika Suschnig * 1989 in Korneuburg, lebt und arbeitet in Wien, Klagenfurt und Neulengbach (AT)
Homepage: tracingspaces.net
Lauschen Sie dem Titelsong zum ersten Teil, "Fische in der Stadt", von Matthäus Bär!
Auf unserem Youtube-Kanal finden Sie auch den Artist Talk der Tracing Spaces mit Barbara Steiner, der im Rahmen der Vienna Art Week stattfand!
Seit 20. Juni 2020
Die Intervention ist ganztägig zu sehen:
Von Dienstag, 3. August bis Samstag, 27. November 2021
Excavations
Fischgeschichten
Artist Talk mit Barbara Steiner, Vienna Art Week 2020
Titelsong "Fische in der Stadt" von Matthäus Bär