AS LONG AS WOMEN HAVE TO FIGHT FOR THE RIGHTS MEN HAVE ALWAYS HAD, I WILL BE A FEMINIST.
„Für die meisten Männer sind sämtliche Errungenschaften immer schon selbstverständlich. Sie genießen allein aufgrund ihres Geschlechts Rechte, für die Frauen seit Jahrzehnten mühsam kämpfen müssen“, erläutert Cibulka die Kernidee dieses SOLANGE-Satzes. „Die meisten sind sich dessen nicht einmal bewusst, weil sie ja damit aufwachsen und alles als gegeben sehen. Wir wollen mit diesen Satz auf die nach wie vor bestehende Schieflage hinweisen, sensibilisieren, Diskussionen anregen, in welchen Bereichen es nach wie vor großen Handlungsbedarf gibt“, so die Künstlerin weiter. An welchem Ort könnte dies passender sein als an einem Platz, der nach einer der Ikonen der Frauenbewegung, Simone de Beauvoir, benannt ist. Um welche Rechte geht es Cibulka konkret?
- Wie viele Männer kämpfen dafür, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren?
- Wie viele Männer setzen sich dafür ein, ein gleich niedriges Gehalt zu bekommen wie ihre Kolleginnen?
- Wie viele Männer haben nachts Angst belästigt zu werden, wenn sie allein von einem Lokal nach Hause gehen?
- Wie viele Männer erfahren sexualisierte Gewalt auf social media?
- Wie oft sitzen Männer in der Minderheit in Gremien, Jurien, Aufsichtsräten etc.
- Wie viele Männer sind Alleinerzieher?
- Wie viele Männer sind von Altersarmut bedroht?
- Wie viele Männer pflegen ihre Angehörigen?
… die Liste ließe sich beliebig weiterführen
Durch diese Umkehrungen wird sofort deutlich, warum es wohl noch längere Zeit notwendig sein wird, feministische Forderungen zu formulieren und medienwirksam zu platzieren. Dabei geht es Cibulka und ihrem Team nicht darum Männer anzuklagen, sondern durch Diskussionen einen Dialog in Gang zu bringen, um Brücken zwischen diesen sehr unterschiedlichen Erfahrungswelten zu bauen und Verständnis zu generieren. Ziel ist eine win-win-Situation für alle: Frauen sollen endlich das erreichen, was ihnen immer schon zusteht, und Männer dürfen lernen, Macht und Einfluss zu teilen. Die bestehenden Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. Von einer fairen Verteilung in der Berufswelt und im Privaten (wo nach wie vor Frauen einen Großteil der unbezahlten Arbeit verrichten) können alle nur profitieren, davon sind die Künstlerin und ihr Team überzeugt.
Über das Projekt:
Mit Kabelbinder und Tüll bestickte Staubschutznetze werden österreichweit auf Baustellen montiert. Die großformatigen, im traditionellen Kreuzstich eingestickten Botschaften verdeutlichen die anhaltende Notwendigkeit feministischer Forderungen. Die Themenbereiche für die Slogans wurden aus zahlreichen Gesprächen mit Frauen und Männern rund um das Thema Feminismus entwickelt. Im Fokus steht das Hinterfragen aktueller gesellschaftlicher Machtstrukturen.Katharina Cibulka und ihrem Team geht es in SOLANGE darum, mit den pink gestickten, großflächig auf Staubschutznetzen angebrachten Sätzen eine klassisch männlich geprägte Branche buchstäblich zu durchdringen. Die Forderungen sind zwar nicht neu, sollen im öffentlichen Raum jedoch unübersehbar Nachdrücklichkeit vermitteln.
Ort
Simone-de-Beauvoir-Platz, 1220 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Katharina Cibulka, *1975 in Innsbruck, lebt und arbeitet in Innsbruck.
Weitere Baustellennetze der Serie (von KÖR gefördert):
Zeitraum
Dezember 2019 bis Februar 2020
Vermittlung - Veranstaltungen
- Montage: SOLANGE-Netz Dienstag, 17. Dezember 2019 / 10:00



