In seiner Wandarbeit für die Volkshochschule Floridsdorf – das ehemalige „Haus der Begegnung“ und heutige „Veranstaltungszentrum“ – malt Christoph Schäfer die Gesichter von Floridsdorfer*innen, die er miteinander und mit der Fauna und Flora der historischen Auenlandschaft verknüpft wie dem Schilf oder der Sumpfschildkröte. Von der Vorstellung einer Harmonie zwischen Mensch und Tier ist das Bild dennoch weit entfernt: Schwimmen, schweben oder schlafen diese Wesen? Tauchen sie auf oder versinken sie? Und was ist das für ein Band, das alles miteinander verbindet?
Der Titel der Arbeit bezieht sich auf John Miltons Gedichte „Paradise Lost“ und „Paradise Regained“ aus dem 17. Jahrhundert, die die Begegnung des abgeschiedenen Individuums mit der unberührten Natur idealisieren. Sie gelten als prägend für jene bürgerlichen Vorstellungen von Natur und Individualität, mit der fatalerweise auch die Kolonisierung des Planeten in Form von Aneignung, Unterwerfung und Ausbeutung verbunden ist.
„Begegnung“ ist ein zentraler Begriff in Christoph Schäfers Arbeit. Die Haltung, dass autarke Individuen Begegnungen nur benutzen, um sich größere Vorteile zu verschaffen, dabei aber selbst keine Veränderung zu erfahren, sei laut der Anthropologin Anna Tsing verantwortlich für die Zurichtung des Planeten. „Vielleicht hängt die Rettung des Planeten weniger von der Produktion schnittiger Elektrofahrzeuge ab als davon, die Fähigkeit für Resonanz und Kooperation zu entwickeln, für andere Menschen, Fauna und Flora, dafür, von den Rändern her gemeinsam eine andere Zukunft zu imaginieren“, so der Künstler.
Ort
VHS Floridsdorf, Kramreitergasse, 1210 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Christoph Schäfer, * 1964 Essen (DE), lebt in Hamburg (DE).