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Kunstgastgeber Gemeindebau: Robert-Uhlir-HofIrene Coticchio, Sylvia Eckermann, Stefan Flunger, Michael Höpfner, Elvedin Klačar, Kamen Stoyanov, tat ort, Johanna Tinzl, Gerald Zahn

Kunstgastgeber Gemeindebau: Robert-Uhlir-Hof

Acht KunstgastgeberInnen luden ein in ihren Gemeindebau, in ihre Wohnungen und ermöglichten so das Zusammentreffen von Kunst, Künstlerinnen/Künstlern und Mieterinnen/Mietern. 2014 stand die Zusammensetzung des Kollektivs im Mittelpunkt: Ein Team, eine Arbeitsgemeinschaft, ein Ensemble, ein Trupp setzte mit vereinten Kräften ein von allen Beteiligten gesetztes Ziel um – oder auch nicht. Die künstlerischen Projekte entstanden unter Einbeziehung des unmittelbaren Umfelds und wurden vom Ideenaustausch zwischen Künstlerinnen/Künstlern und Kunstgastgeberinnen/Kunstgastgebern inspiriert.

Das Besondere an Kunstgastgeber Gemeindebau ist die enge Verbundenheit zwischen den Orten und den Akteurinnen und Akteuren. So entstehen Dinge, die es ausschließlich deshalb gibt, weil alle Mitwirkenden für einen bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort zusammenarbeiten. Das Wunder besteht darin, dass dadurch ein Prozess in Gang gesetzt wird, der trotz aller Unvorhersehbarkeiten, Unsicherheiten, Umstände, Unmöglichkeiten und sonstiger großer und kleiner Hindernisse in der Retrospektive logisch scheint und in der tatsächlichen Umsetzung sogar schlüssig. Schritt für Schritt wächst aus Assoziationen und Ideen, Leidenschaften und Interessen, Expertisen und Erfahrungen eine konkrete Idee, die es letztendlich zu bestaunen gilt.

Die Aneinanderreihung performativer Interventionen, situationsbedingter Unmittelbarkeiten und Inszenierungen vor Ort führt im Moment des Erlebens zu einem kleinen Ausnahmezustand. Das Publikum versucht, Referenzen zu generieren: Die klassischen Fragen nach dem Warum, Wozu, Wofür, Woher, Wohin spiegeln nicht nur die Unmöglichkeit, das Projekt einzuordnen, wider, sondern auch den oftmaligen Verlust der Fähigkeit, Dinge so zu erleben, wie sie sind. Das Projekt Kunstgastgeber Gemeindebau dient daher vor allem der Ermutigung von Inspiration ohne notwendige Interpretation.

Text: Gerald Straub

Ein Lied, das den Begriff Heimat fassbar macht
Irene Coticchio zu Gast bei Waltraud Wallner

Die Liebe zur Musik war es, die Waltraud Wallner, eine gebürtige Waldviertlerin, und Irene Coticchio aus Sizilien vom ersten Moment an verband. Während Coticchio, ihres Zeichens Sängerin und Performancekünstlerin, es gewohnt ist, auf der Bühne und vor Publikum zu singen, wagte Waltraud Wallner dergleichen zum ersten Mal im Rahmen des Kunstgastgeber-Projekts mit dem Titel Con/certo.

Eine Expertise, die für das Kollektiv nützlich ist
Sylvia Eckermann zu Gast bei Hedwig Biskupski

Das Kunstgastgeber-Projekt von Sylvia Eckermann und Hedwig Biskupski basierte auf einer Reihe von Gesprächen, bei denen sich herausstellte, dass die Gastgeberin über viele unterschiedliche Interessen und Expertisen verfügte. Das Wohnzimmer der Kunstgastgeberin wurde zur Bühne.

Ein Brief, der Distanzen aufzuheben vermag
Michael Höpfner zu Gast bei Ertugrul Bayfidan

Michael Höpfner reiste im August und September 2014 für ein Kunstprojekt vier Wochen nach Changthang, Tibet, und Quinghai, China, wo er sich auf eine über 300 Kilometer lange Fußreise durch brache, menschenleere Regionen begab. Ertugrul Bayfidan erhielt in den darauffolgenden Wochen mehrere mysteriöse Briefe des Künstlers, Postkarten mit seltsamen Motiven, Fotos von weitläufigen, leeren Ebenen, sowie kryptische Landkartenzeichnungen. Im oberen Wandbereich des Gastgeber-Wohnzimmers nebeneinander aufgehängt, rückten die fernen Sehnsuchtsorte einander näher.

Ein Luftballon, der leichtes Gerede schwer gewichtet
Elvedin Klačar
zu Gast bei Sylvia Wotruba
Sylvia Wotruba und Elvedin Klačar machten das Reden über das gemeinschaftliche Zusammenleben zum Thema ihres Projekts. Die Floskel „Worte haben kein Gewicht“ sollte durch Aktivierung und Partizipation der BesucherInnen in ihr Gegenteil verkehrt werden und Gewicht erhalten. Gemeinsam überdachten Sylvia Wotruba und Elvedin Klačar unterschiedliche Begriffspaare, die sie als Voraussetzung und Notwendigkeit für eine gute Gemeinschaft betrachten.

Ein Elektroauto, das die Gemeinschaft vorwärtsbringt
Kamen Stoyanov zu Gast bei Wolfgang Sator

Anlässlich der Eröffnung des Projekts Kunstgastgeber Gemeindebau 2014 zelebrierten Kamen Stoyanov und Wolfgang Sator die feierliche Taufe und Jungfernfahrt eines Elektroautos, das der Gastgeber in seiner Werkstatt gebaut hatte. Für die rituelle Taufe schoben zwei Gehilfen in einem futuristischen Silberanzug das Elektroauto vor, Rauch stieg auf, der Sektkorken ploppte. Künstler und Kunstgastgeber hatten sich darauf geeinigt, das Elektroauto auf den Namen VE-ICTOR zu taufen.

Eine Schnur, die eine Gemeinschaft verbindet
tat ort zu Gast bei den Gärtnerinnen und Gärtnern des Gemeinschaftsgartens Sonnenblume

Alexandra Berlinger und Wolfgang Fiel von tat ort kam die Aufgabe zu, die Parteien in ihrem Kunstprojekt – im wahrsten Sinn des Wortes – zu verbinden. Dies gelang mittels einer 1000 Meter langen, elastischen Schnur in leuchtendem Orange, die innerhalb eines Aufbautages durch 17 Wohnungen des Robert-Uhlir-Hofs gespannt wurde.

Eine Eisbärin, die das Eis zum Schmelzen bringt
Johanna Tinzl und Stefan Flunger zu Gast bei Lydia Fabsics

Lydia Fabsics ist stolze Besitzerin von über 200 Plüschbären in allen erdenklichen Größen und Farben. Mit seinem Projekt gelang Stefan Flunger über eben diese Sammelleidenschaft eine künstlerische Annäherung. Der Künstler brachte in seiner Skulptur Farbpyramide mit Bären Ordnung in die Vielfalt. Als Ordnungskriterium wählte er die Farbe; von hell nach dunkel arrangierte er die Bären in Form einer Pyramide in einer Ecke des Mieterbeiratslokals.

Ein Schneckenrennen, das alte Erinnerungen weckt und neue schafft
Gerald Zahn zu Gast bei Franz Tomasek

Der Garten des Gastgebers war der Austragungsort des Spektakels. Der Künstler hatte eigens eine Rennbahn mit drei konzentrischen Kreisen hergestellt, die von Scheinwerfern beleuchtet wurde. Die Veranda wurde zur Tribüne umfunktioniert, Wetten wurden entgegengenommen. Die BesucherInnen, die richtig geraten hatten, erhielten ein Fotoporträt ihrer Gewinnerschnecke.

Textauszüge in Anlehnung an Nora Höglinger, in: Kunstgastgeber Gemeindebau. Robert-Uhlir-Hof, 1020 Wien, Wien 2015.

Ort

Robert-Uhlir-Hof, Engerthstraße 148-150, 1020 Wien

Weiterführende Info

KünstlerInnen
Irene Coticchio
* 1969 in Caltanissetta (IT), lebt und arbeitet in Wien.
irenecoticchio.blogspot.co.at

Sylvia Eckermann
* 1962 in Wien (AT), lebt und arbeitet in Wien.
syl-eckermann.net

Stefan Flunger
* 1969 in Zams (AT), lebt und arbeitet in Wien.
tinzl-flunger.net

Michael Höpfner
* 1972 in Krems (AT), lebt und arbeitet in Berlin (DE) und Wien.
michaelhoepfner.net

Elvedin Klačar
* 1976 in Rudo/Bosnien und Herzegowina (BA), lebt und arbeitet in Wien und Sarajevo (BA).
elvedinklacar.net

Kamen Stoyanov
* 1977 in Rousse/Bulgarien (BG), lebt und arbeitet in Wien und Sofia (BG).
kamenstoyanov.com

tat ort
Alexandra Berlinger: * 1970 in Bregenz (AT), lebt und arbeitet in Wien.
Wolfgang Fiel: * 1973 in Alberschwende (AT), lebt und arbeitet in Wien.
tat-ort.net

Johanna Tinzl
* 1976 in Innsbruck (AT), lebt und arbeitet in Wien.
johannatinzl.net

Gerald Zahn
* 1971 in Bruck an der Mur (AT), lebt und arbeitet in Wien.
geraldzahn.tk

Kurator
Gerald Straub

Partners
wohnpartner – Gemeinsam für eine gute Nachbarschaft; Wiener Wohnen

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Kunstgastgeber Gemeindebau: Robert-Uhlir-HofIrene Coticchio, Sylvia Eckermann, Stefan Flunger, Michael Höpfner, Elvedin Klačar, Kamen Stoyanov, tat ort, Johanna Tinzl, Gerald Zahn

Zeitraum

14. – 30. Oktober 2014

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