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3 Brothers Speto

3 Brothers

Das Werk 3 Brothers des brasilianischen Künstlers Speto ist eine Hommage an die Gebrüder Villas-Bôas und die Erzählkulturen der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Die Installation ergänzt das internationale Streetart-Projekt auf den Säulenreihen der U-Bahn-Trasse im VIERTEL ZWEI, einem jungen Stadtentwicklungsvorhaben der IC-Projektentwicklung/value one holding AG im zweiten Wiener Gemeindebezirk. 3 Brothers wurde in Kooperation der WIENER LINIEN und der KÖR GmbH realisiert.

Leben und Wirken der Gebrüder Villas-Bôas bilden den historischen Hintergrund des von Speto geschaffenen Bildensembles. Als Pioniere, sogenannte Sertanistas, hatten sich Leonardo, Orlando und Cláudio Villas-Bôas Mitte der 1940er-Jahre einer staatlichen Großexpedition zur Kolonisierung unerschlossener Dschungelgebiete im Hinterland Brasiliens angeschlossen. Der „Marsch nach Westen“, wie das 1938 proklamierte Regierungsprojekt zur wirtschaftlichen Erschließung und territorialen Konsolidierung des Staatsgebietes hieß, sollte das Leben der jungen Männer nachhaltig verändern. Zutiefst von ihren Begegnungen mit der Urbevölkerung im Gebiet des Rio Xingu bewegt, wandelten sich die Gebrüder Villas-Bôas von Kolonisatoren zu engagierten Verfechtern indigener Rechte und Lebensräume. Ihr Aktivismus gipfelte 1961 in der Gründung des über 27.000 Quadratkilometer umfassenden Parque Indígena do Xingu, des ersten Schutzgebiets Brasiliens für die Kulturen indigener Völker. Als Botschafter dieser bedrohten Kulturen trugen die Gebrüder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich dazu bei, das immaterielle Erbe der bedrohten Völker im kulturellen Bewusstsein des Landes zu verankern. Für ihr Engagement wurden sie 1971 und 1975 für den Friedensnobelpreis nominiert.

Spetos Installation ist von indigenen Mythen und dem grafischen Vokabular der UreinwohnerInnen des Amazonas sowie von naiven volkstümlichen Holzschnitten seines Heimatlandes inspiriert. In der Verlaufsachse der Trasse bilden schwarz lackierte, ornamentierte Säulenpaare distinkte Eingangsportale am nordwestlichen und südöstlichen Ende des Abschnitts, die das Bildensemble frontal betrachtet rahmen. Dazwischen wird jeweils ein Säulenpaar der Querachse vom Künstler zu einer konzeptuellen Einheit verknüpft. Das zur Vorgartenstraße gerichtete Halbrund jeder Säule trägt Frontalansichten mythologischer Figuren und Archetypen aus der indigenen Kosmogonie des Amazonasraums. Im Zentrum des Ensembles etwa die Figur des Curandeiro, eines traditionellen Heilers beziehungsweise Schamanen, oder links davon den rosa Flussdelfin Boto, der nachts Menschengestalt annehmen kann. Kulturell mit diesen Figuren assoziierte Qualitäten, Phänomene und Erscheinungsformen werden auf den nach innen gewandten Säulenhälften vergegenständlicht und spiegeln die Figuren symbolisch. Die Säulen der gegenüberliegenden Reihe sind in ihrem gesamten Rund mit geometrischen Mustern überzogen. Diese sind der ornamentalen Formensprache traditioneller Körperbemalungen der Völker des Amazonasbeckens entlehnt.

Mit seiner spezifischen Aneignung der vorgefundenen architektonischen Struktur hat Speto entlang der orthogonalen Blickachsen eigenständige visuelle Erfahrungsräume und bildliche Anordnungen geschaffen. Verschiebt sich die Blickachse, eröffnen sich alternierende Bildkonstellationen, die ihre Spannung zwischen figürlicher Ikonizität und ornamentaler Abstraktion entfalten.

Text: Roman Tschiedl

Ort

U-Bahn-Säulen der Linie U2 zwischen Trabrennstraße und Stella-Klein-Löw-Weg

Weiterführende Info

Künstler
Speto
* 1971 São Paulo, lebt und arbeitet in São Paulo (BR).
speto.com.br

Partner
WIENER LINIEN, VIERTEL ZWEI

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3 Brothers Speto

Zeitraum

Seit 24. April 2014

U2 Krieau

Lack auf 14 Betonsäulen
Säulenhöhe: 420–450 cm
Durchmesser: 140 cm

Vermittlung - Veranstaltungen

Presse

Zu den Unterlagen

Links

Wiener Linien: Kunst in der U-Bahn

Kooperationspartner