bankleers Skulptur „Umwölkt“ bezieht sich formal und inhaltlich auf die Pestsäule, die nur ein Stück entfernt am Graben an die Überwindung der Pestepidemie von 1679 erinnert. In der von Kaiser Leopold I. gestifteten Dreifaltigkeitssäule verschmelzen das Politische und das Theologische, das Irdische und das Göttliche, zu triumphaler barocker Monumentalität. bankleer greifen die Form des „Wolkenobelisk“, der sich über dem kräftigen Unterbau der Pestsäule als eine aus Wolken aufsteigende Pyramide erhebt, sowie dessen dramatisches Bildprogramm auf und holen beides mit einer theatralen Installation ins Heute: Einmal wöchentlich erklimmen Schauspieler*innen das Innere der zur Erde herabgesunkenen Wolke und bespielen sie für 15 Minuten. Im Gespräch miteinander und mit der Wolke denken sie laut über die Leiden der Gegenwart, die Spaltung der Gesellschaft, über Kriege und die Herrschaft des Kapitalismus nach. Was tun, um in 15 Minuten die Welt zu retten?
An Planung und Realisierung der Pestsäule (auch Dreifaltigkeitssäule) wirkten im 17. Jahrhundert etliche Künstler mit. Die Entwürfe des Denkmals stammen von Matthias Rauchmüller (1646-1686), der während der Arbeit verstarb. Das architektonische Konzept geht auf Johann Bernhard Fischer von Erlach zurück, der den von Rauchmüller begonnenen Sockel veränderte. Der „Wolkenobelisk (unter Leitung Paul Strudels von mehreren Bildhauern ausgeführt) geht auf einen Entwurf des venezianischen Architekten, Grafikers und Bühnenbildners Lodovico Ottavio Burnacini, einem der bedeutendsten „Theateringenieure“ des Barock, zurück, dessen künstlerische Bandbreite von Darstellungen des alltäglichen Lebens über „Grotesken“ bis zu fantastischen Visionen der Hölle reichte.
Diesem genreübergreifenden Zugang des Hochbarocks widmet bankleer sein spezifisches Interesse für seine Installation am Wiener Graben und verbindet es mit der eigenen Arbeitsweise. Das Künstlerduo schafft „performative Skulpturen“, indem es interdisziplinär an den Grenzen zwischen Skulptur, Performance, Text und Video arbeitet: „Kunst ist für uns eine Praxis, um auf soziale, politische und historische Ereignisse zu antworten. Interdisziplinär und multiperspektivisch agieren wir dazu an den Grenzen zwischen situativer Skulptur, Performance, Text und Video“ (bankleer).
Ort
Höhe Graben 21, 1010 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Karin Kasböck und Christoph Maria Leitner arbeiten seit 1999 unter dem Namen bankleer als Kunstduo in Berlin.
Zeitraum
21. September bis 3. November 2024
Nächster Termin
Performance Donnerstag, 10. Oktober 2024 / 18:00Vermittlung - Veranstaltungen
- Eröffnung Samstag, 21. September 2024 / 16:30
- Performance Donnerstag, 26. September 2024 / 18:00
- Performance Donnerstag, 3. Oktober 2024 / 18:00
- Performance Donnerstag, 10. Oktober 2024 / 18:00
- Performance Donnerstag, 17. Oktober 2024 / 18:00
- Performance Donnerstag, 24. Oktober 2024 / 18:00
- Performance Donnerstag, 31. Oktober 2024 / 18:00