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Wettbewerb

Künstlerische Gestaltung der Fassade in der Otto-Preminger-Straße 2Wettbewerbsgewinnerin: Barbara Kapusta

Künstlerische Gestaltung der Fassade in der Otto-Preminger-Straße 2

KÖR Wien hat in Kooperation mit der ARWAG Bauträger Gesellschaft m.b.H., deren Mission soziales, ökologisches und innovatives Bauen ist, den Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der Fassade des neuen Gebäudes im Village im Dritten ausgeschrieben. Die Architekt*innen sind GERNER GERNER PLUS. und heri & salli, die Fertigstellung des Kunstwerks ist für Frühjahr 2025 geplant.
Das Village im Dritten ist ein neuer Stadtteil Wiens im dritten Wiener Gemeindebezirk auf dem Gebiet einer ehemaligen „Stadtwildnis“, die einer Vielfalt von Tieren und Pflanzen innerstädtischen Lebensraum bot. Die Thematik der Biodiversität und des Miteinander im urbanen Umfeld konnten in der Fassadengestaltung aufgegriffen werden.

Die sechsköpfige Jury hat sich am 9. Dezember 2024 für den Entwurf von Barbara Kapusta entschieden.

Barbara Kapusta, „This is the space we inhabit as neighbors”

Barbara Kapusta thematisiert Nachbarschaft und damit die Frage nach dem Zusammenleben unterschiedlicher Menschen in einer Gemeinschaft. Dazu greift sie auf das von ihr entwickelte, aus 26 Zeichen bestehende „figurative Alphabet“ zurück, mit dem sie den Werktitel „This is the space we inhabit as neighbors” abbildet und ein großflächiges, abstraktes Wandbild formt. Es besteht aus amorphen Silhouetten, die sich zu einem Ornament verdichten. Die Formen lassen eine offene Lesart bzw. Rezeption im Sinne der konkreten Poesie zu, die Buchstaben aus dem Zusammenhang der Sprache herauslöst, um nicht mehr zu beschreiben, sondern um für sich selbst zu stehen. Wie in einer Handschrift stülpen sich die einzelnen Elemente übereinander, schmiegen sich aneinander, korrespondieren miteinander als wären sie Teil eines gewachsenen Organismus.

Mit ihrem Entwurf „This is the space we inhabit as neighbors” lotet Barbara Kapusta die Grenzen von Sprachlichkeit aus und erforscht mit spielerischer Leichtigkeit den Begriff von Gemeinschaft als Zusammenhalt unterschiedlicher Existenzen. Die Künstlerin findet dafür ein kraftvolles wie poetisches Bild, das sowohl auf inhaltlicher wie auf einer abstrakt visuellen Ebene wahrnehmbar ist, in jedem Fall aber die Community Building-Qualität der zukünftigen Nachbar*innen mitdenkt und anregt. Mit dem Zusammenspiel ähnlicher oder wiederkehrender eigenständiger Zeichen fordert sie Menschen heraus, diese zu dechiffrieren. Indem sie Sprache in eine eigenständige abstrakte Visualität übersetzt und sie so aus der Alltagsrealität herauslöst, überführt sie diese in einen Möglichkeitsraum, der offene Lesarten zulässt und Raum für Imagination aufmacht. Der Entwurf nimmt inhaltlich Bezug auf die hier lebenden Menschen und gewährt ihnen durch die formale Offenheit und Leichtigkeit die Freiheit der Deutung. Er lässt sich sowohl in der Gegenwart verorten wie er auch über sie hinausweist und bietet den Bewohner*innen generationsübergreifend vielfältige Anknüpfungspunkte.

--- Statement der Jury

Weitere Wettbewerbsbeiträge

Leni Hoffmann, „harah"

Leni Hofmann bezieht sich in ihrem Entwurf auf die örtliche Nähe zum ehemaligen Aspangbahnhof, von dem aus Menschen während der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus in den Tod deportiert wurden. Den Blick in den Himmel sieht Hoffmann als verbindendes Element zwischen den Menschen – damals wie heute. Als Außenputzrelief schreibt sie das Wort Himmel, einmal in blau, einmal in weiß, in vertikaler Leserichtung auf die schmale hohe Fassadenfläche. Schrift ist ein wiederkehrendes Element in Hoffmanns Arbeit, das sie oftmals im Kontext von Erinnerungskultur einsetzt. Das Palindrom „harah“ bedeutet „Himmel“ in der Sprache der australischen Aborigines. Hoffmanns Schriftzug lenkt den Blick nach oben in den Himmel und wieder zurück auf den Boden des Village im Dritten.

Albert Weis, „para"

Albert Weis arbeitet in seinem Entwurf mit dem vertikalen Ausschnitt einer Himmelsdarstellung. Diesen entnimmt er dem barocken Kupferstich eines Wienpanoramas einschließlich des rechten Randstücks der darauf abgebildeten Banderole. Im Hochbarock herrschte in Wien rege Bautätigkeit unter Einbezug von Garten- und Parkanlagen, so der Künstler: Auch das Gebiet um das heutige Village im Dritten dürfte zu dieser Zeit bebaut worden sein. Weis überträgt den stark vergrößerten Ausschnitt auf die Fassadenfläche. Durch die Vergrößerung in eine Vielzahl von Pixeln aufgelöst entsteht die Assoziation eines Fliesenmosaiks. Für Weis ist die Transformation durch den Reproduktionsprozess Sinnbild des Transformationsprozesses, der im neuen Stadtviertel stattfindet. „para“ bezeichnet den „Bogen“, den Weis von der Barockzeit bildlich in die Gegenwart spannt.

Ort

Otto-Preminger-Straße 2, 1030 Wien

Weiterführende Info

Geladenes diskursives Verfahren zur künstlerischen Gestaltung einer Wandfläche in der Otto-Preminger-Straße 2, 1030 Wien

Kooperation KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und ARWAG Living in Town GmbH

AUSLOBERINNEN

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

ARWAG Living in Town GmbH (vertreten durch ARWAG Bauträger Gesellschaft m.b.H.)

VERFAHRENSORGANISATION

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

VORPRÜFUNG

ARWAG Bauträger Gesellschaft m.b.H., Martin Stauffer

WETTBEWERBSJURY

Thomas Drozda, ARWAG

Gerda Maria Gerner und Heribert Wolfmayr, Architekt*innen (geteiltes Stimmrecht)

Christa Dworschak, Bezirksrätin 3. Wiener Gemeindebezirk

Katrin Hornek, Künstlerin

Jeanette Pacher, Kuratorin und KÖR-Juryvorsitzende

SACHBEIRAT

Matthias Bresseleers, GERNER GERNER PLUS. Architektur

Cornelia Offergeld, KÖR Wien, Künstlerische Leitung

Martin Stauffer, ARWAG

Wolfram Reinsch, ARWAG, Projektleiter

Olga Wukounig, KÖR Wien, Kuratorin

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Künstlerische Gestaltung der Fassade in der Otto-Preminger-Straße 2Wettbewerbsgewinnerin: Barbara Kapusta

Zeitraum

Fertigstellung geplant: Frühjahr 2025

S7 St. Marx // 18 Heinrich Drimmel-Platz // 71 Oberzellergasse

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