Zurück
Wettbewerb

Künstlerische Gestaltung der Durchgänge der U6 Station Burggasse-StadthalleWettbewerbssiegerin: Marianne Vlaschits

Künstlerische Gestaltung der Durchgänge der U6 Station Burggasse-Stadthalle

Mit dem Ziel, zeitgenössische Kunstprojekte in und um die Stationen von Wiener U-Bahnen umzusetzen, haben KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und die Wiener Linien eine langfristige Kooperation vereinbart.

Die künstlerische Aufgabenstellung für die Station Burggasse-Stadthalle war die Schaffung einer unverwechselbaren Identität für die Ab-, Auf- und Durchgänge zu den Gleisen. Die Gänge sollten ästhetisch aufgewertet werden und für die Nutzer*innen sowie Passant*innen dauerhaft an Attraktivität gewinnen. Es galt, eine zeitgemäße, moderne Atmosphäre zu schaffen und gleichzeitig dem Ort einen eigenständigen Charakter mit hohem Wiedererkennungswert zu geben.

Die Station Burggasse-Stadthalle der Linie U6 der Wiener U-Bahn liegt an der Grenze zwischen dem 7. und dem 15. Gemeindebezirk. Namensgebend ist einerseits die Burggasse, eine Hauptachse des 7. Bezirks, 1862 nach ihrer Ausrichtung auf die Hofburg benannt, und andererseits die im 15. Bezirk gelegene, 1958 gebaute Stadthalle. Die Station wurde von Otto Wagner im Auftrag der Commission für Verkehrsanlagen in Wien gestaltet und 1898 in Betrieb genommen. 1977 wurde am südlichen Ende der Bahnsteige ein zweiter Ausgang errichtet.

Die fünfköpfige Jury hat sich am 25. September 2023 für den Entwurf von Marianne Vlaschits entschieden.

Siegerentwurf: Marianne Vlaschits – „Herbarium Burggasse“

Marianne Vlaschits gelingt mit ihrem Entwurf eine harmonische Verbindung zwischen dem historischen, von Otto Wagner in den 1890er Jahren gestalteten Bereich der U-Bahn-Station sowie dem in den 2000er Jahren neu gebauten Abschnitt. Sie greift die vorhandenen Jugendstilelemente auf, verbindet diese mit ihrer individuellen, surrealen Bildwelt und schafft damit ein charakterisierendes Leitmotiv für die Station Burggasse-Stadthalle. Die malerische Gestaltung ist konzeptuell im Detail durchdacht und schafft nicht nur durch die Formsprache, sondern auch durch die Farbgebung eine Referenz auf Otto Wagners gestalterischen Ansatz. Bei aller technischer Präzision erzeugt der lockere Pinselstrick eine Leichtigkeit, die der Repetition der Ornamente eine beschwingende Lebendigkeit verleiht. In ihrer Vielfalt verbinden sich die Formen zu einer Wiese oder einem Wald, der die Durchgänge mit einer natürlichen und positiven Qualität bereichert. Die Motivik ist effektvoll wie auch subtil. Sie stellt einen Bezug zum historischen Wien her und schafft gleichzeitig eine Illusion von Natur, die zum Durchschreiten der Gänge und zu einem ständigen Neu-Entdecken einlädt.

--- Statement der Jury

Marianne Vlaschits hat für die beiden Gänge in der U6 Station Burggasse-Stadthalle ein gemaltes Herbarium aus verschiedenen pflanzenartigen Ornamenten der von Otto Wagner gestalteten historischen Stadtbahn entwickelt. „Der historische Teil der U-Bahn-Station Burggasse-Stadthalle und der moderne Bereich der Station könnten unterschiedlicher nicht sein. Die verspielten Wanddekorationen aus Gips und die mit sattem Grün gestrichenen hölzernen Wände des Stiegenaufganges der alten Station stehen dem rein funktionellen, schmucklosen und neuen Gebäudeteil gegenüber.
Es fehlt die visuelle Kommunikation zwischen den beiden Bereichen. Darum ist es mir wichtig, eine ästhetische Verbindung herzustellen, um so eine größere Harmonie im Gesamtbild zu schaffen. Otto Wagner sagt, er habe Architektur zum Abreisen geschaffen. Dieses Prinzip greift mein Entwurf auf und schafft eine surreale Landschaft, die sich aufgrund der großen, klar definierten Formen und des simplen Farbkonzepts auch im schnellen Vorbeigehen erfassen lässt.
Viele von den für den Entwurf verwendeten Ornamente finden sich im historischen Teil der Station wieder, manche sind aus den Originalplänen oder anderen Gebäuden der Stadtbahn-Linien entnommen. Der architektonische Stil der Wiener Stadtbahn ist ein Übergangsstil zwischen Späthistorismus und Jugendstil. Pflanzliche Motive wie Palmetten, Lorbeerblätter, Girlanden oder Akanthusblätter wurden sparsam und dezent, aber sehr effektvoll eingesetzt. […]
Insgesamt gibt es 25 Motive, die sich in unterschiedlichen Reihenfolgen auf den vier Wänden der Durchgänge wiederholen. So ergibt sich bei jeder Durchquerung der Gänge eine neue Landschaft, durch die unterschiedlichen Blickwinkel werden immer wieder neue Bilder entdeckt.“ (Marianne Vlaschits)

Weitere Wettbewerbsbeiträge

Nicolas Mahler – „Höhlenmalerei Burggasse“

„Die Durchgänge sind Räume, die von den Besucher*innen und Passant*innen sehr schnell durchquert werden. Motive des Entwurfs „Höhlenmalerei Burggasse“ spiegeln dieses Verhalten wider und übersetzen diese Realität in überzeichnete Comicform. Wie die durch die Gänge eilenden Menschen sind auch die gezeichneten Figuren in Bewegung. Die Zeichnungen sind skizzenhaft, einfach und spiegeln so formal die Dynamik des Dahineilens.
Teilweise funktionieren die Zeichnungen als eine Art Leitsystem, das Blick und Füße führt, teilweise funktionieren die Zeichnungen als Schaubilder für sich. Am Ende des Ganges, in der eigentlichen U-Bahn-Station, öffnet sich das Konzept der eilenden Figuren und die Architektur der Säulen und die Wartesituation am Gleis wird aufgegriffen. Die Enge das Durchgangs ist kurz geöffnet, bevor man sich in die U-Bahn begibt. Die Gestaltung am Gleis ist auch von der gegenüberliegenden Seite zu sehen und macht neugierig auf die Zeichnungen im Gang der gegenüberliegenden Seite.
Die Farbigkeit der Zeichnungen ist zurückgenommen und an die Farbe der Line U6 angepasst, ohne ident zu sein. Der Farbton ist knalliger als das übliche Braun der U6, manche Elemente haben auch eine ganz andere Farbigkeit. Durch die Hauptfarbe Rotbraun schwingen Anklänge an Höhlenmalerei mit.
Inhaltlich wird durch die unterschiedlichen Figuren und Größen die Diversität der Fahrgäste gespiegelt, ohne dieses Motiv überdeutlich zu machen. Im besten Fall kann sich jeder Fahrgast in einer bestimmten Figur wiederfinden oder er*sie wird beim wiederholten Durchqueren des Ganges nach einiger Zeit eine Lieblingsfigur entdecken.“ (Nicolas Mahler)

Marcel van Eeden – o. T.

Der Bezug auf Geschichte ist ein zentraler Ansatz in Marcel van Eedens Arbeit.
Das Konzept des Entwurfs umfasst drei Bedeutungsebenen. Die erste Ebene ist eine formal-historische, in der der Künstler eine Referenz zu den noch vorhandenen originalen Bodenfliesen herstellt und ihr Muster auf die Wände überträgt. Um die Durchgänge zu dynamisieren, sollen die Kacheln nicht in ihrem Originalformat übernommen werden, sondern gestreckt und vergrößert auf die Wände gemalt werden. Ihre Farbe steht für das identitätsstiftende Braun der Linie U6.
Die zweite Ebene ist eine literarische, in der der Künstler Arthur Schnitzlers Traumnovelle thematisiert: „Da sich der Bahnhof unter einer Bibliothek befindet, ist es logisch, ein literarisches Buch zu verwenden. […] Für mich persönlich haben Züge immer etwas mit Träumen zu tun. […] Traum und Wien, da gibt es die Verbindung zu Freud oder auch zu seinem Gegenstück, Arthur Schnitzlers Traumnovelle.“ (Marcel van Eeden) Einige Handlungsorte des Buches befinden sich in der Nähe der U-Bahn-Station. Diese führen zur dritten Ebene, die die Bepflanzung dieser Orte, quasi als „Akteur*innen“, in den Mittelpunkt stellt. Aktuelle Gummidrucke (Fotografien) der verschiedenen Pflanzen werden in einem durchlaufenden Band in der Mitte der gemalten Fliesenstruktur mittels Wanddrucker angebracht und erzeugen einen nostalgischen Eindruck. Der Entwurf soll das historische mit dem modernen Wien verbinden und eine offene Interpretationsmöglichkeit für die Besucher*innen und Passant*innen schaffen.

Ort

U6 Burggasse-Stadthalle, 1150 Wien

Weiterführende Info

Geladenes diskursives Verfahren zur künstlerischen Gestaltung der Durchgänge U6 Station Burggasse-Stadthalle, Ausgang Urban-Loritz-Platz, 1150 Wien

Kooperation KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und WIENER LINIEN

AUSLOBERINNEN

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

WIENER LINIEN

VERFAHRENSORGANISATION

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

VORPRÜFUNG

WIENER LINIEN, Andreas Gipfl

WETTBEWERBSJURY

Sonja Huber, Leiterin der Abteilung Bildende Kunst und Medienkunst MA 7, KÖR Jury

Xenia Lesniewski, Künstlerin

Alfred Mansfeld, Vorsitzender der Kulturkommission des 15. Bezirk

Michael Obrist, Architekt

Günther Olt, Wiener Linien

SACHBEIRAT

Andreas Gipfl, Wiener Linien

Cornelia Offergeld, KÖR GmbH, Kuratorische Leitung

Peter Peternell, Wiener Linien

Martina Taig, KÖR GmbH, Geschäftsführung

Zurück
Wettbewerb

Künstlerische Gestaltung der Durchgänge der U6 Station Burggasse-StadthalleWettbewerbssiegerin: Marianne Vlaschits

Zeitraum

Umsetzung geplant: 2023/2024

U6 Burggasse-Stadthalle

Vermittlung - Veranstaltungen

Presse

Zu den Unterlagen

Kooperationspartner