Ein Forschungsauftrag für das Projekt ergab, dass von 1938 bis 1945 nachweislich 800 Jüdinnen und Juden, die in der Herminengasse lebten oder dort zwischenzeitlich einquartiert waren, von den Nazis deportiert wurden. Melián zeichnet diese Einzelschicksale in Linien nach, die von den Wohnhäusern in der Herminengasse zu den verschiedenen Konzentrationslagern führen.
An den Rändern der Wandbilder sind die Namen der Konzentrationslager in alphabetischer und nicht in geografischer Ordnung gelistet. Die Häuser der Herminengasse sind nicht realistisch dargestellt, sondern als diagrammatische Informationsbalken, die sich auf die Gesamtbewohnerzahl von 1322 jüdischen Menschen der Gasse in diesen sieben Jahren beziehen. Darunter liegt eine Struktur aus grauen Linien, die das damalige Eisenbahnnetz sichtbar macht.
Auf dem Weg zum Ausgang läuft man buchstäblich zwischen den beiden Seiten der Herminengasse hindurch - mit den Häusern der linken Straßenseite auf dem linken Wandbild und den Häusern der rechten Straßenseite auf dem rechten Wandbild.
Auf der Basis von Daten und Fakten entstand ein Geflecht von Linien, die subtil und dennoch klar das begangene Unrecht darstellen.
U2 Station Schottenring, Ausgang Herminengasse (Bahnsteig), 1020 Wien
Künstlerin
Michaela Melián
*1956 in München (DE), lebt und arbeitet in München und Hamburg (DE).
michaelamelian.net
Seit 20. Oktober 2017
Digitaldruck auf Folie
13,69 m x 3,35 m, 13,57 m x 3,35 m
Wissenschaftliche Dokumentation zur Herminengasse (Hg. Wiener Linien)