Auf Initiative von KÖR und den Wiener Linien wurde nach einer künstlerischen Gestaltung der neuen Lärmschutzwand und der Stützmauer entlang der U-Bahnlinie U6 zwischen den Stationen Alterlaa und Erlaaer Straße gesucht. Dafür wurden die Künstler Markus Linnenbrink und Ingo Nussbaumer eingeladen, Entwürfe dafür abzugeben.
Die Lärmschutzwand verläuft entlang der U-Bahn Gleise und großteils gegenüber der neuen Wohnbebauung. Zwischen Geh- und Radweg und der Stützmauer befindet sich zum großen Teil ein Grünstreifen dessen Breite variiert, der ebenfalls neu gestaltet und bepflanzt werden soll.
Die fünfköpfige Jury hat sich am 30. März 2021 für das Projekt des Künstlers Markus Linnenbrink entschieden.
Siegerentwurf: Markus Linnenbrink
Deckende, farbige Bahnen tropfen nach unten hin über darunterliegende, freie Streifen, die bestehende Graffitis durchscheinen lassen. Durch diese scheinbar einfach gehaltene Gestaltung ist das Handwerk des Künstlers für Passant*innen spür- und erlebbar, die die neu gestaltete Lärmschutzwand passieren werden – zu Fuß oder mit dem Rad. Die dadurch entstehende besondere Zugänglichkeit ist die große Qualität dieses Entwurfs. Denn er verdeckt nicht das vorhandene, sondern integriert diese jüngste Stadtgeschichte, welche in den bestehenden Graffitis liegt, dokumentarisch in sein Werk ein. Durch die Abwechslung von malerischer Gestaltung und bepflanzten Bereichen entsteht ebenso ein Dialog mit der Natur. Der Künstler schafft somit ein Werk mit besonderer Ortsbezogenheit, das dennoch universal lesbar bleibt.
-- Statement der Jury
Auf- und absteigende horizontale Farbbahnen bedecken übergreifend den zu gestaltenden Wandabschnitt. An den jeweiligen Enden der Unterteilungen treffend sich andersfarbige, meist kontrastierende Farbstreifen gleicher Breite, auf einer Seite die schmaleren Enden, auf der anderen die breiteren. Nicht alle Streifen treffen aufeinander, manche laufen an der oberen oder unteren Wand- bzw. Bildkante aus.
Die Malerei sollte die beim Auftrag auftretenden vertikalen Tropfspuren zulassen. Dadurch werden malerische Farbereignisse hergestellt, welche die Gestaltung von einem reinen Anstrich unterscheiden. Zwischen den deckenden Farbstreifen werden Freiräume zugelassen, durch die die bestehenden Graffitis sichtbar bleiben. Diese werden von der tropfenden Farbe überlaufen. So wird das Vorhandene nicht vollständig übermalt, sondern wird in das Werk integriert. Hier entstehe eine Dynamik zwischen deckenden Farben und überlaufenem Graffitibestand.
Die Bündelung der Farbbahnen verleiht der Wand auch eine räumliche Dimension, welche sich beim Abschreiten oder beim Vorbeiradeln als sich verwandelnde Perspektive erleben lässt. Die Ansicht aus den anliegenden Wohnungen, speziell als Aufsicht aus den höheren Etagen, erlaubt einen Überblick, in dem sich die Gestaltung als größeres Ganzes darstellt.
Weiterer Wettbewerbsbeitrag: Ingo Nussbaumer
Das Gehen oder (Rad-)Fahren entlang des begleitendenden Weges erlaubt die Erzeugung von verschiedensten Blicken, mit der die Wand an Präsenz gewinnen kann. Um sie aus ihrer monotonen Erscheinung zu befreien, wird sie mit unterschiedlichen Farbfeldern versehen, die sich rhythmisch [mit der Häuserzeile] in die Gesamterscheinung binden. Dabei erfolgt der Wechsel der Farben nach dem Prinzip von Verwandtschaft und Gegensatz. Der Wechsel sollte sich aber nicht aus einer Abfolge von „vollbunten und intensiven“ Farben charakterisieren, sondern aus teilbunten bis unbunten Farbtönen, die von Abschnitt zu Abschnitt ein Farbthema (einfache Kontraste) betonen oder herausstreichen. Zum Ende der Wand hin wird die sich gegenseitige Durchdringung der Farbtöne deutlicher, so dass diese sich von der einfacheren Gegenüberstellung am Beginn der Mauer abgrenzt.
Es wurde die horizontale Gliederung von einem Prinzip der einfachen Unterteilung geleitet, so dass die einzelnen Farbfelder von einem Schattenband in der Mitte des Feldes und entlang der Mauer begleitet werden.
Das in der Mitte jedes Feldes verlaufende Schattenband hat aber nicht nur die Aufgabe, jede Fläche rhythmisch zu gliedern und eine optische Spannung zu erzeugen, sondern den Vorsprung, der sich über der Wand befindet, strukturell zu wiederholen. Damit wird die Horizontale zur Vertikalen in der Gliederung stärker betont, um die Spannung von Horizontaler und Vertikaler auszugleichen.
Die farbige Rhythmisierung der Wand soll neugierig machen, wie sich die Farbfelder von der Nähe und im frontalen Blick auf die einzelnen Abschnitte darbieten, um dann wieder mit dem Blick über die ganze sichtbare Strecke und in die Ferne zu schweifen.
Ort
Lärmschutzwand und Stützmauer entlang der U-Bahnlinie U6 zwischen den Stationen Alterlaa und Erlaaer Straße, 1230 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Diskursives Verfahren zur künstlerischen Gestaltung der Lärmschutzwand Wiesen, 1230 Wien
Kooperation mit den Wiener Linien
AUSLOBERINNEN
Kunst im öffentlichen Raum GmbH
Wiener Linien
VERFAHRENSORGANISATION
Kunst im öffentlichen Raum GmbH
VORPRÜFUNG
Sachbeirat
WETTBEWERBSJURY (ohne Titel)
Gerald Bischof, 23. Gemeindebezirk
Günter Steinbauer, Wiener Linien
Josef Ostermayer, Sozialbau AG
Sonja Huber, KÖR Jury
Maruša Sagdin, Künstlerin
SACHBEIRAT (ohne Titel)
Katharina Sokol, MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung
Ralf Greiner, MA 42 – Wiener Stadtgärten
Peter Peternell, Wiener Linien
Dieter Dorazin, Wiener Linien
Sebastian Stöcklegger, Wiener Linien
Wolfgang Ermischer, 23. Gemeindebezirk
Martina Taig, KÖR GmbH
Zeitraum
Umsetzung 2022