„ich verbrachte einen tag, der zur odyssee wurde, mit dem architekten gerngross, der gerne grosse ausstellungen in der nähe des naschmarkts organisiert. die herkulische leistung (odysseus segelte zumindest in der göttlichen komödie bis zu den säulen des herkules), diese ausstellung in eile zu verwirklichen, hat dem ulysses gerngross diese säule, die gerne im öffentlichen raum stünde, eingebrockt.“ (Franz West, März 2004)

„Ich habe den Eindruck, dass Personen seit Längerem keine Denkmäler gesetzt werden. Ich finde es auch nicht wichtig, dass die Person, auf die das Denkmal hinweist, weltbedeutend sein muss, sondern sie sollte sozusagen der Heilige vom Grätzel sein. Und das scheint mir bei Gerngross so zu sein. Ein unbedarfter Passant mag denken, dass es ein Gedenkstein des nahen Kaufhauses wäre, diese Koinzidenz macht die Säule vielleicht noch prägnanter.“ (Franz West, 2007)

Die 564 cm hohe Stele entwarf Franz West in Zusammenarbeit mit dem Architekten Heidulf Gerngross, dem sie auch gewidmet ist. Die in Beton gegossenen und gestapelten Mülleimer sind mit weißer Straßenmarkierungsfarbe bemalt. Es ist dies eine Anspielung auf Samuel Becketts Theaterstück Endspiel, dessen Protagonisten in Mistkübeln wohnen, kann aber auch als ironischer Kommentar zum Wiener Aktionismus verstanden werden. Der Schriftzug auf dem Ei an der Spitze läuft spiegelverkehrt, „damit das Küken, das sich im Innern befindet, es lesen kann“. Denn für Gerngross ist Städtebau Innenarchitektur, die wie ein Küken im Ei im Inneren beginnt und sich nach außen fortsetzt. Die weiße Stele ist zudem eine Reverenz vor Constantin Brancusis Endlose Säule. Entstanden ist die Säule im Rahmen des Kunst- und Architekturprojekts „cultural sidewalk – Gumpendorf 2000“ im Herbst 2000. Ursprünglich sollte die Gerngross-Säule vier Wochen am Fuße der Rahlstiege aufgestellt bleiben. Auf Wunsch der Stadt Wien wurde das temporäre Projekt zu einer permanenten Installation.