„Einen Augenblick Zeit“ war eines der ersten digitalen Kunstwerke im öffentlichen Raum Wiens. 1994 in der Halle des ehemaligen Südbahnhofs installiert, war es nach 15 Jahren zu einem Wahrzeichen des Gebäudes geworden. Nach dessen Abriss (2009) – im Zuge des Baus des Hauptbahnhofs – wurde die digitale Installation im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe ausgestellt (2011-2012 als Leihgabe im Universalmuseum Joanneum in Graz). Ende 2024 kehrte das Stück österreichischer Medienkunstgeschichte nach Wien als Re-Installation in die Wiener U-Bahn-Station Schottentor zurück.
Eingebettet in zwei Halbkugeln aus Edelstahl, links und rechts der Rolltreppen zu den Bahnsteigen, lässt sich zwischen zwei Augenaufschlägen die Zeit lesen. Zwei Computer gesteuerte Augen auf Monitoren, ein männliches und ein weibliches, blicken sich an. Mit Hilfe eines vernetzten Computersystems erscheint auf ihren Pupillen die aktuelle Normzeit – unterlegt vom Ticken eines alten Weckers, Lidschlag für Lidschlag. In dem Hin und Her entsteht ein Fluss aus Senden und Empfangen, in den die Passant*innen auf den vorbeiführenden Rolltreppen für einen kurzen Moment eintreten.
Der Konzept-, Medienkünstler und Komponist Hofstetter Kurt hat 1993 mit „Planet der Pendler mit den drei Zeitmonden“ in der U-Bahn-Station Wien Landstraße die erste digitale Arbeit im öffentlichen Raum Wiens realisiert; sie ist bis heute dort zu sehen.
Ort
U-Bahn Station Schottentor, 1010 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Hofstetter Kurt
*1959 in Linz (AT), lebt und arbeitet in Wien
hofstetterkurt.net
Thomas Edlinger, Anja Lungstraße, „Einen Augenblick Zeit", S. 215, in: Wem gehört die Stadt? Wien - Kunst im öffentlichen Raum seit 1968